2000 – 2020: Meine ersten 20 Jahre als Zukunftsforscher
Am 1. Januar 2000 habe ich mein eigenes Zukunftsinstitut ROOS Trends & Futures ins Leben gerufen. Seit 20 Jahren darf ich mich tagtäglich mit den wichtigen Zukunftsfragen unserer Zeit beschäftigen.
Seit 20 Jahren die Zukunft im Blick:
ROOS Trends&Futures gibt es seit dem 1. Jan. 2000.
Ich verdanke den Einstieg in die Zukunftsforschung dem damaligen Direktor des Gottlieb Duttweiler Instituts, Christian Lutz. 1997 ernannte er mich zum Mitglied der Geschäftsleitung des GDI. Hier lernte ich die Methoden und Fragestellungen der Zukunftsforschung kennen und anzuwenden. Drei Jahre später, am 1. Januar 2000, gründete ich schliesslich mein eigenes Institut.
Dafür gibt unpassendere Momente als die Jahrtausendwende. In Erwartung des Jahres 2000 war Zukunft in aller Munde – nicht nur wegen der Sorge, ob die Computer das neue Datum schaffen würden oder nicht: Was kommt nun auf uns zu? Wie geht es mit unserer Welt weiter? Was wird bestehen, was nicht? Gefragt war Orientierung, was die Zukunftsforschung als Disziplin zu bieten hatte.
Das Interesse an der Zukunft ist nicht wieder abgeflaut, denn die vergangenen 20 Jahre haben immer deutlicher gezeigt, dass die Dinge sich schnell und fundamental ändern: die Digitalisierung, der demografische Wandel, die politische Neuordnung unserer Welt und vieles mehr. Wohin würde das führen? Ich habe mir die Zeit genommen, in ungezählten Interviews am Fernsehen, im Radio, in Zeitungen und Zeitschriften die grossen, übergeordneten Entwicklungen zu beschreiben und darzulegen, wie diese Megatrends unser Leben und Wirtschaften verändern werden. Vor allem aber habe ich in hunderten von Vorträgen in der Schweiz, Deutschland und Österreich die wichtigen Zusammenhänge der grossen, umwälzenden Megatrends dargelegt.
Vorsicht bei Hypes
Geleitet hat mich dabei einerseits eine natürliche Skepsis gegen Hypes, die wie Zuckerstengel bereits schon übermütige Kinder endgültig ins Tollhaus versetzen; anderseits war ich immer schon bestrebt, die grossen Zusammenhänge auch wirklich zu verstehen. Die zynische Attitüde, in der viele andere sich zu Zukunftsfragen äusserten, war mir zuwider, denn sie widerspricht meinem Berufsethos als Zukunftsforscher: Zukunftsforschenden darf es nicht darum gehen, die verbreitete Angst vor der Zukunft weiter zu schüren. Ich erachte es stattdessen als unsere Aufgabe, das Verständnis über das Kommende zu mehren und den Gestaltungswillen zu fördern, damit heute bessere Entscheide für morgen gefällt werden. Ich habe mich nie gescheut, die Herausforderungen klar zu benennen. Zugleich habe ich aber auch die Chancen und Potenziale unterstrichen – was mir den Ruf eines Zukunftsoptimisten eingebracht hat. Als Zukunftsforscher verstehe ich Zukunft als offenes Projekt – wir sind es, welche im Kleinen wie im Grossen Zukunft mitgestalten.
European Futurists Conference Lucerne
In den frühen 2000er Jahren gab es nur wenig professionelle Zukunftsforschende in Europa. Ich wollte dieser noch kleinen Zunft einen beständigen Ort des Austausches und der Begegnung schaffen. Mit der Hilfe von Zukunftsforschenden aus Deutschland, Italien, Frankreich, Grossbritannien, Russland, Schweden, Dänemark und Finnland habe ich daher 2004 die European Futurists Conference Lucerne gegründet und meine Kolleginnen und Kollegen bis 2013 alljährlich ins KKL Luzern zusammengerufen.
Im Laufe der letzten 20 Jahre habe ich wundervolle Menschen kennengelernt, mit denen ich Szenarien gebaut, Megatrends analysiert und adaptiert und das unbekannte Land des Zukünftigen exploriert habe. Ich durfte in Beiräten Langfristplanungen von Kantonen, Städten und Unternehmen begleiten; ich durfte Früherkennungsprozesse einrichten und beratend begleiten. Ich habe an Hochschulen und am EMBA die Methoden der Zukunftsforschung vermitteln dürfen. Immer in Zusammenarbeit mit Menschen, die sich um unsere Zukunft kümmern wollten. Ihnen allen danke ich. Ich danke auch meiner Familie, die das Wagnis mitgetragen hat, gleichzeitig mit der Familiengründung auch die Institutsgründung anzupacken.
Freude und auch etwas Stolz
In die grosse Freude über 20 Jahre meines selbständigen und unabhängigen privaten Instituts mischt sich daher auch etwas Stolz. Im Jahr 2000 gab es nur ganz wenige, die beruflich auf die Zukunftsforschung gesetzt haben – und schon gar nicht, ohne das Sicherheitsnetz einer etablierten Institution. Dass das Feld heute viel breiter geworden ist, darf man auch als Zeichen zunehmender Akzeptanz verstehen, wozu ich einen Beitrag leisten durfte. Die Einsicht ist gewachsen, dass es Nutzen stiftet, wenn man sich bei der eigenen Zukunftsgestaltung durch die Einsichten der Zukunftsforschung assistieren lässt.
Auf meine Zukunft als Zukunftsforscher freue ich mich!