Ist die Welt überbevölkert?
Die Weltbevölkerung hat sich in den vergangenen 70 Jahren nahezu verdoppelt – auf aktuell 7.2 Mrd. Menschen. Im Westen fürchten daher immer mehr Menschen, dass der Welt eine unerträgliche Überbevölkerung droht. Hat diese Angst Hand und Fuss?
2011 wurde auf den Philippinen der siebenmilliardste Mensch geboren. Seither ist die Weltbevölkerung um weitere 200 Mio. Menschen angewachsen. Die UNO schätzt, dass im Jahr 2050 bereits 9.5 Mrd. Menschen den Planeten Erde bevölkern werden. Aus Sorge um die knappen Ressourcen werden (beispielsweise in der Schweiz) Stimmen laut, die das Wachstum auf anderen Erdteilen stoppen wollen. Genau besehen greift das Argument aber zu kurz. Es sind gerade nicht die Länder des Südens, deren Bevölkerungen noch wachsen, die verschwenderisch mit den natürlichen Ressourcen umgehen. Es ist der Norden – neben den USA die europäischen Staaten, die in Zukunft schrumpfen und altern werden.
Der österreichische Filmemacher Werner Boote, der durch seinen Film „Plastic Planet“ bekannt geworden ist, zeigt in seinem neuen Film „Population Boom“ auf, dass nicht die wachsende Weltbevölkerung das Problem ist – sondern die wenig nachhaltige Lebensweise des Westens. Boote zeigt in diesem Film, dass wenn wir alle Menschen der Welt nach Österreich verfrachten würden, jeder der 7 Mrd. Menschen elf Quadratmeter zur Verfügung hätte – und der ganze Rest der Welt wäre menschenleer.
Gegenüber pressetext sagte Boote zum Filmstart in Österreich: „Das wahre Problem der Erde ist sicher nicht die Überbevölkerung, aber sie dient als perfekte Ausrede für Armut, Hunger, Umweltverschmutzung und Ressourcenknappheit.“ Im Film kommt die Bevölkerungsforscherin Betsy Hartmann vom Hampshire College zu Wort. „Die wenigen armen Länder mit höheren Geburtenraten verbrauchen die wenigsten fossilen Brennstoffe. Sie tragen die geringste Verantwortung, damals wie heute.“ (zitiert nach pressetext).
Boote sagt, dass bereits 40 Länder dieser Welt eine Fertilitätsrate unter 2.1 Kind pro Frau aufweisen. Ab dieser Rate kommt das Bevölkerungswachstum ungefähr zum stoppen (nur ungefähr: denn erfreulicherweise steigt weltweit die Lebenserwartung an). Und es kommen immer mehr Länder dazu, welche eine Rate auf dem Reproduktionsniveau aufweisen, so dass sich das Bevölkerungswachstum abschwächt und schliesslich zu Stillstand kommen wird.
Die UNO hat Bevölkerungsprojektionen für die nächsten 300 Jahre angestellt – und kommt zum verblüffenden Ergebnis, dass im Jahr 2300 entweder 2.3 Mrd. Menschen die Erde bevölkern werden – oder 36 Mrd.! Der grosse Unterschied liegt in den Langzeitwirkungen von Fertilitätsraten. Auf 300 Jahre hochgerechnet macht ein halbes Kind pro Frau diese enorme Spanne aus. 2.3 Mrd. Menschen werden wir sein, wenn weltweit im Durchschnitt eine Frau noch 1.85 Kinder zur Welt bringt (Vergleich Schweiz heute: 1.5 Kind). Wären es aber 2.35 Kind, dann würde die Bevölkerung auf unvorstellbare 36 Mrd. Menschen anwachsen.
Nichts spricht dafür, dass die Geburtenrate weiter ansteigen wird: Je grösser die Überlebenschancen von Kindern werden, je besser insbesondere Mütter gebildet sind, je mehr Wohlstand sich auch in den ärmeren Ländern einstellt, desto geringer wird die Anzahl Kinder, denen eine Frau die Geburt schenkt.
Hier sehen Sie den Trailer zu Population Boom: